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              | Welche 
                Bedeutung illuminierten Handschriften im Mittelalter zukam, ist 
                ihrer reichen Ausschmückung ebenso zu entnehmen wie dem sorgfältigen 
                Umgang mit ihnen. Die von ihnen ausgehende Faszination setzt sich 
                bis in die Gegenwart fort. Rudolf Koch ließ sich bei der 
                Gestaltung seiner Bücher unter anderem vom Perikopenbuch 
                Heinrichs II. inspirieren, der französische Verleger Tériade 
                bezog sich bei der Konzeption der von ihm ins Leben gerufenen 
                Zeitschrift Verve allgemein auf die handgeschriebenen und illuminierten 
                Texte des Mittelalters. Ausgeprägte Anleihen an mittelalterlichen 
                Miniaturen zeichnen sich im Illustrationswerk von Hermann Hesse 
                und noch weit stärker im sogenannten Roten Buch des Psychologen 
                und Tiefenanalytikers C. G. Jung ab. Vor allem aber orientieren 
                sich zeitgenössische Buchkünstler immer wieder am Buch 
                der Vergangenheit. Das Spektrum ist weit gefasst und schließt 
                die Auseinandersetzung mit einem einzelnen Buch ebenso ein wie 
                eine allgemeine Orientierung an Literaturtypen, wie der kosmologischen 
                Studie, dem Tierbuch, dem Herbarium, dem Andachtsbuch oder dem 
                Totentanz. Welche Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten 
                ausgeschöpft wird und wie weit hier die alten Vorlagen Pate 
                stehen, lässt sich oft nur ausschnitthaft erfahren. Die hier vorgestellten Gegenüberstellungen 
                von tradiertem Genre und zeitgenössischem Künstlerbuch 
                sucht Möglichkeiten einer Konfrontation nachzuvollziehen 
                und Anregungen zur Betrachtung zu liefern.
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